Grevenhagen, einstmals ein Dorf der Mollenhauer
Johann Bäckeralf mit der Wurfschüppe.
Daneben sein letzter Trog, den er 1979 herstellte.
Foto: Heinz Wiemann Ahornstraße 34 4270 Borsten 21
Der Wäscheklöpper: Er
war ebenfalls kurzstielig. Wenn die Wäsche am Bach gespült
war, wurde sie auf das Waschbrett gelegt und mit dem Klöpper so
lange geschlagen, bis sie kaum noch Wasser enthielt.
Die Schanne: Sie wurde meist auf Bestellung angefertigt. Hier handelt es sich um ein Tragejoch für Menschen. Sie wurde auf die Schulter gelegt und an beiden Enden eine dünne Kette angebracht. An die Ketten hängte die Bäuerin oder die Magd die Eimer, wenn wenn sie dreimal am Tage die Milch von der Weide holen mußten. So waren die Eimer leichter und bequemer zu tragen.
Die Arbeitszeit der Mollenhauer erstreckte sich in erster Linie auf die Spätherbst- und Winter¬monate. Man muß hierbei bedenken, daß die Männer - soweit es sich um Kleinbetriebe handelte - um diese Zeit arbeitslos waren und eine Unterstützung im heutigen Sinne unbekannt war.
Pappeln, Weiden und Buchen
Aus diesen Hölzern fertigten die Mollenhauer ihre Produkte an.
Wenn die Bäume im Herbst ihr Laub abgeworfen hatten, wurden sie
geschlagen. Diese Tätigkeit wurde fast ausschließlich von
den Käufern selbst vorgenommen. Sie verstanden vorzüglich mit
Axt, Keil und Säge umzugehen. Der Stamm mußte vorsichtig und
fachmännisch behandelt werden. Er durfte beim Fällen nicht
aufplatzen, da andernfalls sein Wert erheblich gemindert wurde. Eine
ausgewachsene Pappel oder Weide mit einem Durchmesser von etwa 80 cm
erbrachte 8 Tröge, ebenso viele Mollen und Fättchen. Sehr
beliebt war das astfreie und reine Weidenholz. Es war
außerordentlich weich und leicht. Brauchbare Weidenstämme
waren allerdings gar nicht so häufig anzutreffen. Buttermollen,
Knetlöffel, Wäscheklöpper und teilweise auch
Wurf-schüppen wurden, wie schon erwähnt, auch gern aus
Buchenholz hergestellt. Es mußte sich dabei aber um einen
ansehnlichen Stamm handeln, denn er wurde ,,achtklüftig"
gespalten. Die Bäume wurden von Privatleuten, überwiegend von
Bauern, gekauft. Transportiert wurden sie mit Pferdefuhrwerken. Nicht
selten mußten hierbei Entfernungen bis zu 30 km zurückgelegt
werden. Ein Festmeter Holz kostete vor dem 2. Weltkrieg etwa 40,- RM.
Die Verarbeitung mit Axt und Säge
Sobald die Bäume beim Käufer angefahren waren, trat die
Schrotsäge in Tätigkeit. Der Stamm wurde in die
benötigten Längen geschnitten. Eine Motorsäge kannte man
zu damaliger Zeit noch nicht. Nun mußte er gespalten werden.
Hierzu wurden trockene Buchenkeile verwendet. Sie wurden in den Stamm
getrieben. Als Schlaginstrument wurde die stumpfe Seite der Axt
benutzt. Die Verwendung von Eisenkeilen kam deshalb nicht infrage, weil
dann die Axt beschädigt und unbrauchbar geworden wäre. Nicht
selten mußten 2 Keile übereinandergelegt werden, um die
nötige Wirkung zu erzielen. Von den beiden
gleichmäßigen Hälften wurde die Rinde vorerst nicht
entfernt. Der Trog haftete durch sie besser auf dem Boden und
verhinderte ein Wegrutschen bei der weiteren Bearbeitung.
Wenn Molle und Fättchen aus dem Trog herausgekluftet waren, erhielten alle Teile an den Enden Rundungen. Bei den Trögen wurden zusätzlich noch die Haltegriffe herausgearbeitet. Mit der scharfen Axt wurde alles überflüssige Holz entfernt. Der äußere Boden erhielt eine flache Seite, damit der Trog nicht mehr umkippen konnte. Schließlich wurde noch die Rinde abgeschält. Damit waren jene Arbeiten erledigt, die draußen, oft bei bitterer Kälte und ungemütlichem Wetter, ausgeführt werden mußten.
Die Feinarbeit
Den letzten Schliff erhielten alle Produkte - vornehmlich abends - in
der Werkstatt oder einem sonstigen geheizten Raum. Hierbei habe ich
beobachtet, daß selbst in der Küche solche Arbeiten
ausgeführt wurden. Bis zum Jahre 1926 spendete eine Petroleum-
oder Karbidlampe das erforderliche Licht. Oftmals konnte man an dem
erleuchteten Raum erkennen, daß dort bis Mitternacht gearbeitet
wurde. Die Feinarbeiten wurden mit dem Deißel -im Volksmunde so
genannt - und dem Ziehmesser ausgeführt. Der Dechsel, so war die
richtige Bezeichnung, war ein sehr kurzstieliges, quergestelltes und
stark nach innen gebogenes Beil von außerordentlicher
Schärfe. In der Herstellung dieses Gerätes war der
Schmiedemeister Hoffmeister aus Langeland geradezu ein Spezialist. Mit
ihm wurden die Innenseiten und der Boden bearbeitet. Sie wurden glatt
bis auf die notwendige Stärke ausgehauen. Mit dem Ziehmesser
wurden die äußeren Wandungen behandelt. Um sich die Arbeiten
zu erleichtern, wurden die Tröge auf Holzblöcke gestellt.
Für Mollen und Fättchen und alle andere Produkte genügte
ein breiter Hauklotz. Teilweise wurden auch die Endrundungen der
Tröge und Mollen mit einem leichten Bandeisen beschlagen, um so
ein Reißen zu vermeiden. Natürlich konnte man nach der
Fertigstellung auch Unterschiede hinsichtlich der sauberen und
einwandfreien Ausführung aller Arbeiten feststellen. Die
abfallenden Späne dienten als Heizmaterial.
Mollenhändler mit Pferd und Wagen
Normalerweise verkauften die Mollenhauer ihre Ware an Händler,
aber auch Privatpersonen konnten von ihnen beziehen. 2- bis 3mal in der
Woche konnte man den voll beladenen Pferdewagen beobachten. Namen wie
Reinecke und Waldmann aus Feldrom oder Kleine aus Oeynhausen kannte
jedes Kind. Erst Ende der zwanziger Jahre stieg der ehemalige
Schäfer Ferdinand Mikus aus Grevenhagen mit seinem „Beifahrer und
Bremser" Josef Weberbartold in dieses Geschäft ein. Nicht selten
erstreckte sich ihre Fahrt bis in die Gegend von Soest. Oftmals kehrten
sie erst nach einigen Tagen in ihre Heimat zurück. Aber nicht nur
von Haus zu Haus boten die Händler ihre Ware an, sondern auch
besonders auf den Märkten der Umgegend waren sie anzutreffen.
Gerade dann war ihr Angebot außerordentlich groß und
umfangreich. Bei der Festsetzung der Preise waren Größe,
saubere Ausführung der Arbeiten und Qualität ausschlaggebend.
Ein Ast im „Geschirr", wenngleich er nicht unbedingt schädlich
war, minderte Wert und Ansehen.
Ein Handwerk ohne Zukunft
Den Rohstoff Holz haben die Menschen schon viele tausend Jahre
bearbeitet. Aus ihm haben sie u. a. Gefäße und Schalen der
mannigfachsten Art und für die verschiedensten Zwecke hergestellt.
Im Zeitalter des Kunststoffes ist seine Bedeutung aber
außergewöhnlich zurückgegangen. Hierbei spielen auch
die verhältnismäßig hohen Preise eine Rolle. Nach dem
2. Weltkrieg nahm die Zahl der Mollenhauer immer mehr ab. Als die
Schweinehaltung und die damit verbundene Hausschlachtung stetig
zurückging, als nicht mehr „gebuttert" wurde und die Hausfrau kein
Brot mehr selbst backte, ging der Bedarf an diesen Gegenständen so
weit zurück, daß er bald völlig zum Erliegen kam.
Darüber hinaus haben die jungen Menschen dieses uralte Handwerk
überhaupt nicht mehr erlernt. Sicher ist damit auch ein Stück
Romantik ausgelöscht und ausgestorben.
Quelle: Kreis-Höxter-Jahrbuch-Artikel von
1984
Zur Verfügung gestellt von Kreisheimatpfleger Martin Koch
Für das Internet übertragen: Uli Rüngener