75% Prozess-Schutzfläche = Egge
25% Mangementfläche = Senne
mehr im Text unten


Nationalpark Eifel 2011

Eine Informationsfahrt mit den Grünen Paderborn zum Thema Nationalpark am 9.7.2011

Der Nationalpark Eifel nahe der belgischen Grenze - wir besuchten das Nationalparktor Gemünd.
Karte: naturpark-hohesvenn-eifel

Eine Information vorweg, im Nationalparktor Gemünd war die Gruppe aus Paderborn die einzigsten Besucher. Es war Samstag 9. Juli 2011 um 11:00 Uhr, Sommerferien in Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinlandpfalz, Saarland und Schleswig-Holstein.
Auf der nicht zum Nationalpark gehörenden, aber im Park liegenden, alten Ordensburg Vogelsang waren ca. 100 Touristen. Einzig auf dem attraktiven, ebenen Rundweg um den Staussee waren Wanderer und Radfahrer.



Der kleine flache Bau ist das Nationalparktor Gemünd





Leider sind nur rudimentäre Informationen zu Flora und Fauna des Nationalparks vorhanden.
Hier hat das
Lippisches Landesmuseum Detmold mit seinen naturkundlichen Sammlungen wesentlich mehr, und wesentlich ansprechender aufbereitet, zu bieten.







Der Film-Vorführraum



Hier für kleinen Besucher ein eher schlichter Raum mit Kastanien und anderen Dingen zum "begreifen".
Die "Fühl-Löcher" hinten an dem Gestell enthalten alle nur Kastanien.
Leider ist es in einem Nationalpark nicht möglich mit den Kleinen kurz in den Wald zu gehen und die verschiedenen Rinden, Äste usw. zu befühlen - dies ist verboten.
Und Vielfalt wird nicht gefunden, weil nicht gewünscht - es ist ein Buchen-Nationalpark.
Wie die 
zum Welterbe erklärten Naturdenkmälern  Buchenwald Grumsin in Brandenburg, der Nationalpark Hainich in Thüringen sowie der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen. Aus Mecklenburg-Vorpommern sind es der Nationalpark Jasmund und der Serrahner Buchenwald im Müritz-Nationalpark.
Und wie der geplante Nationalpark Egge-Lippe-Senne.




Ein bisschen Holz, ein bisschen Stroh, Werkzeug und eine alte Försterjacke....





Für einen zentralen Anlaufpunkt für Familien eines Nationalparks hatten meine Frau und ich wesentlich mehr erwartet, vor allem in pädagogischer Hinsicht.





Vortrag über den Weg zum Nationalpark Eifel.

Herr Robert Schallehn hielt in seiner Eigenschaft als Mitglied des Fördervereins Nationalpark Eifel einen gelungenen Vortrag.
Herr Schallehn ist Büroleiter von Oliver Krischer, Abgeordneter des Deutschen Bundestages für die Grünen.

Ein paar Punkte die mir auffielen:


Egge wird in ihrer Geamtheit Prozessschutzfläche
Ein Nationalpark teilt sich auf in Prozessschutzflächen und Managementflächen. Für die Erlangung des Nationalparkstatus müssen mindestens 75% der Fläche unter Prozessschutz stehen. Herr Schallehn, der die Verhältnisse in Lippe-Paderborn kennt, antwortet auf meine Frage wie dass mit der Senne sei, die ja ohne menschliche Eingriffe wieder zu Wald wird sinngemäss: "Die Senne wird Managementzone, hier können Ziegen, Schafe oder der Mensch das Gras kurz halten, bei Bedarf eingreifen und somit den derzeitigen Status erhalten. Die Egge mit ihren Wäldern wird zum Ausgleich unter Prozessschutz gestellt und so spätestens nach 30 Jahren für alle menschlichen Eingriffe gesperrt.

Wege im Nationalpark:
Das Verbot die Wege im Nationalpark zu verlassen muss von Anfang an rigoros eingehalten werden und die Ranger Ordnungsgelder verhängen.

Beeren und Pflanzen im Nationalpark
Das Verbot muss rigoros eingehalten werden, da Grenzen wo gesammelt werden dürfte schwer zu kontrollieren sind und ein "Sammel-Tourismus" unterbunden werden soll. Versuchsweise wurden Sammelkarten für Einheimische durch die Gemeinden ausgegeben, das Projekt ist aber eingeschlafen.

Flächen:
Alle Flächen sollten dem Nationalpark gehören, mit privaten "Teilnehmern" klappt es auf Dauer nicht.

Jagd:
Der Naturschutz möchte die Jagd weitestgegehend minimieren, der Nationalpark setzt auf Jagd und Entschädigung

Wege:
Der Wegeplan war ein "Kampf", da viele Kompromisse geschlossen werden mussten, ein Nationalpark ist in erster Linie für die Natur da. im Prinzip sind die gewählten Volksvertreter für die Auswahl der verbleibenden Wege zuständig, doch wäre es sehr sinnvoll die betroffene Bevölkerung möglichst bald in die Entscheidungsfindung einzubinden.
Wirtschaftswege, die zum Abtransport der nich parkkonformen Hözer dienen, werden wieder geschlossen.
Zitat: "Der Wegeplan ist in Stein gemeisselt". Bedeutet ein erstellter Wegeplan ist ein Kompromis, der für die nächsten 20-30 Jahre bestehen bleibt, da jede Änderung weitere Interessengruppen auf den Plan rufen würde.

Nutzungseinschränkungen
Infomaterial vom Förderverein: Wie werden Nutzungseinschränkungen von den Einheimischen bewertet und welche Bedeutung haben sie für die Akzeptanz?
Die Gebote, im Schutzgebiet Lärm zu vermeiden, Hunde anzuleinen sowie Rauchen und offenes Feuer zu unterlassen, finden in der Bevölkerung eine breite Zustimmung. Bei den übrigen Geboten und Verboten fällt die Zustimmung der Einheimischen wesentlich geringer aus.
Besonders niedrig ist in allen Untersuchungsorten die Zustimmung zum Verbot des Holzsammelns. Die Ursache hierfür findet sich vermutlich darin, dass hier mit der Heizkostenentwicklung wirtschaftliche Aspekte betroffen sind. In Wolfgarten, Erkensruhr und Hergarten ist die Ablehnung des Verbots des Holzsammelns und des Blumen- und Beerenpflückens so hoch, dass sich daraus in der Zukunft Probleme ergeben können. Bei  gleichzeitig geringer Akzeptanz kann sich hier für die Nationalparkwacht ein erheblicher Kontrollaufwand entwickeln.
Jürgen Sieberath - Die Akzeptanz des Nationalparks Eifel bei der lokalen Bevölkerung 2007 Seite 106 im PDF Seite 99 im Druck. Das Gutachten lesen - bitte in den Text klicken

Tourismus
Die gleichbleibende Anzahl von Tagestouristen und Übernachtungen wurden bestätigt, es gab keine Steigerung seit Gründung des Nationalparks 2004.

Nutzungrechte
Etwas salopp wurde die Frage mit dem Umgang alter Rechte (Schafweide usw.) umgegegangen > einen Termin setzen, z.B. 2018, Entschädigung zahlen > fertig.
Für Menschen die seit Generationen dort wohnen dürfte dies herb ankommen.

Kosten Nationalparktore:
Die Kosten werden von den Kommunen getragen, teilweise gibt es Zuschüsse für den Bau der Gebäude.

Nutzen des Nationalparks:
Für Flora und Fauna entsteht gewollt eine Buchenmonokultur, ein Mischwald mit seinen vielfältigen Arten - die Frage wurde gestellt - ist nicht angestrebt.
Dieser Ur-Buchenwald der enstehen soll stellt angeblich den natürlichen Zustand der Region dar - vor 100, 1.000 oder 10.000 Jahren? Natur ist immer im Umbruch und es gibt keinen "gültigem" Zustand.
Weiteres Argument für den Nationalpark ist der "Nationalpark" - das Logo, der Slogan, der Begriff, sowas wir Schwarzwald nur dass im Schwarzwald der Tourismus boomt, die Übernachtungen steigen und eben kein Nationalpark ist.
Wenn die Cleverle aus Baden-Württemberg alles ausser Hochdeutsch können, warum haben die keinen Nationalpark? Platz ist genug im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb:
Wer auf die Schwäbische Alb fährt erfreut sich an blitzsauberen Dörfern, fahren Sie mal in die Eifel, in den Nationalpark, durch Roggendorf.

Was durch eine Umwandlung des Naturparks Eggebirge - südlicher Teutoburgerwald in einen Nationalpark besser werden soll, weiss ich nach diesem Ausflug leider nicht.
Daher lasst uns das Geld für besseres ausgeben: Kindergärten, Bildung, Biotopvernetzung, Verbesserung der bestehenden Wanderwegestruktur, den Unterhalt der K3....  Uli Rüngener

Herr Schallehn ist gern bereit vor Ort Vorträge zu halten

Das Gutachten:
Jürgen Sieberath - Die Akzeptanz des Nationalparks Eifel bei der lokalen Bevölkerung 2007
gibt es auf der Homepage Grevenhagen unter > Aktuell > oben bei den Dokumenten zum Download.









Blick von der Ordensburg Vogelsang in den Nationalpark Eifel.
Im Vordergrund Staussee mit Niedrigwasser, im See darf weder geangelt, gebadet, Boot gefahren oder sonst was getan werden.

Das Bild in gross:
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Die 2009 gebaute Brücke über den Urftsee
Wenn es nach dem Förderverein Nationalpark Eifel ginge, wäre hier bestensfalls eine Bootsfähre am Wochenende.
Die Brücke wurde gebaut, weil diese von Anfang an in der Planung war.

Hier die Brücke bei OpenStreetMap, ohne diese wäre kilometerweit kein Übergang und somit Wanderweg anschluss möglich.



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Der Urftsee ist ein Staussee und hat daher sehr unterschiedliche Wasserstände. Der See gehört nicht zur Kernzone des Parks.



Hier nochmal die Brücke - ohne wärs schwer für den Wanderer



Mauereidechse sonnt sich am Felsen.










©  Fotos und Text soweit nicht anders angegeben:
Hans-Ulrich Rüngener